Die anziehende Nachfrage in fast allen Marktsegmenten führte im Geschäftsjahr 2021 zu einem Anstieg des Konzernumsatzes von 9,5 % auf 1.007,0 Mio. € im Vergleich zum Vorjahr (2020: 919,4 Mio. €). Zur erfreulichen Umsatzentwicklung haben nahezu alle Geschäftsbereiche beigetragen. Mit 50,9 % verbesserte sich das bereinigte EBITDA überproportional zum Konzernumsatz und betrug im Geschäftsjahr 2021 140,0 Mio. € (2020: 92,8 Mio. €). Gestiegene Umsätze sowie eine damit verbundene höhere Auslastung trugen ebenso zur Ergebnisverbesserung bei, wie die erzielten Kosteneinsparungen aus der Ende 2020 eingeleiteten Transformation.
„Wir haben geliefert. Die Umsatz- und Ertragskennzahlen 2021 belegen unsere Mitte 2021 angehobene Prognose. Rückblickend haben wir damit die Anfang 2021 gesetzten finanziellen Ziele deutlich übertroffen und einen Teil des ursprünglich erst für 2022 erwarteten Umsatz- und Profitabilitätsanstieg bereits in 2021 realisiert. Die Zahlen zeigen, wir haben unsere Ankündigungen mehr als eingehalten und einen umfassenden und erfolgreichen Transformationsprozess bei der SGL Carbon in Gang gesetzt“, führt CEO Dr. Torsten Derr aus.
Ergebnisentwicklung der SGL Carbon
Zum Anstieg des bereinigten EBITDA um 47,2 Mio. € auf 140,0 Mio. € haben insbesondere die Geschäftsbereiche Graphite Solutions (+24,8 Mio. €), Composite Solutions (+16,8 Mio. €) und Carbon Fibers (+13,1 Mio. €) beigetragen. Entsprechend der positiven Entwicklung in den operativen Geschäftsbereichen weist auch die bereinigte EBITDA-Marge eine deutliche Verbesserung von 10,1 % auf 13,9 % in 2021 auf.
Nicht im bereinigten EBITDA bzw. EBIT enthalten sind Einmaleffekte und Sondereinflüsse von insgesamt 30,7 Mio. €. Die Einmaleffekte setzen sich im Wesentlichen zusammen aus: Verkaufserträgen von zwei nicht betriebsnotwendigen Grundstücken in Höhe von 19,7 Mio. €, Erträgen aus der Neustrukturierung von Pensionsverpflichtungen in Höhe von 18,2 Mio. € sowie sonstigen Effekten in Höhe von minus 7,2 Mio. €.
Unter Berücksichtigung der dargestellten Einmaleffekte und Sondereinflüsse sowie der Abschreibungen in Höhe von 60,3 Mio. € betrug das berichtete EBIT 110,4 Mio. € (2020: minus 93,7 Mio. €).
Basierend auf der erfreulichen Geschäftsentwicklung, den Erfolgen der Transformation sowie nicht operativen Einmaleffekten und Sondereinflüssen von 30,7 Mio. €, ergibt sich in 2021 nach drei Jahren wieder ein positives Konzernergebnis von 75,4 Mio. €.
Nettofinanzschulden und Eigenkapital
Im Geschäftsjahr 2021 konnten die Nettofinanzschulden deutlich um 28,0 % auf 206,3 Mio. € gegenüber dem Jahresende 2020 (286,5 Mio. €) reduziert werden. Wesentlich für diese Entwicklung war der Anstieg der liquiden Mittel um 79,1 Mio. € auf 220,9 Mio. € (31.12.2020: 141,8 Mio. €), insbesondere basierend auf einem Free Cashflow von 111,5 Mio. € (2020: 93,9 Mio. €). Darin enthalten sind Mittelzuflüsse aus dem Verkauf nicht betriebsnotwendiger Grundstücke in Höhe von 30,6 Mio. €.
Das Eigenkapital der Anteilseigner des Mutterunternehmens konnte im Geschäftsjahr 2021 signifikant um 150,8 Mio. € (+68,3 %) auf 371,5 Mio. € (31.12.2020: 220,7 Mio. €) gestärkt werden. Entsprechend erhöhte sich die Eigenkapitalquote auf 27,0 % (31.12.2020: 17,5 %). Aufgrund der deutlich verbesserten Ertragslage stieg auch die Kapitalrendite (ROCE) von 1,8 % im Vorjahr auf 8,0 %.
„Oberstes Ziel für das Geschäftsjahr 2021 war es, die finanzielle Stabilität der SGL Carbon zu sichern. Mit der deutlichen Reduzierung der Nettofinanzschulden um fast ein Drittel, der Verbesserung der Eigenkapitalquote um fast zehn Prozentpunkte und dem deutlichen Anstieg der Kapitalrendite haben wir die finanzielle Basis der SGL Carbon deutlich stärken können“, erläutert Thomas Dippold, CFO der SGL Carbon.
Entwicklung der Geschäftsbereiche
Als größter Geschäftsbereich mit einem Anteil am Konzernumsatz von 44 % steuerte Graphite Solutions 443,6 Mio. € zum Konzernumsatz 2021 bei (2020: 407,5 Mio. €). Der Umsatzanstieg von 8,9 % basiert insbesondere auf der positiven Entwicklung der wichtigen Marktsegmente Halbleiter & LED sowie der Automobil- & Transportindustrie. Insbesondere Volumen- und Margeneffekte aus dem Produkt- / Kundenmix führten im Segment Graphite Solutions zu einem deutlichen Anstieg des bereinigten EBITDA um 39,3 % auf 87,9 Mio. €.
Nach einem Corona-bedingt schwierigen Vorjahr konnte der Geschäftsbereich Carbon Fibers seinen Umsatz in 2021 deutlich um 11,0 % auf 337,2 Mio. € steigern (2020: 303,9 Mio. €) und steuerte damit 33 % zum Konzernumsatz bei. Zum Umsatzplus trugen insbesondere Umsätze mit Automobilkunden bei. Ebenfalls positiv entwickelte sich das bereinigte EBITDA des Bereichs und stieg um 31,6 % auf 54,5 Mio. € (2020: 41,4 Mio. €). Ab der zweiten Jahreshälfte 2021 hatte der energieintensive Geschäftsbereich mit drastisch gestiegenen und volatilen Energiepreisen zu kämpfen, die nicht vollständig durch Kosteneinsparungen und Preisweitergaben an die Kunden kompensiert werden konnten.
Der Geschäftsbereich Composite Solutions trug 122,5 Mio. € (2020: 88,6 Mio. €) oder 12 % zum Konzernumsatz bei. Der Anstieg im Geschäftsjahr 2021 um 38,3 % im Vergleich zum Vorjahr basiert vor allem auf gestiegenen Volumina aus bestehenden Kundenverträgen sowie dem Anlaufen neuer Aufträge aus der Automobilindustrie. Entsprechend erfreulich entwickelte sich das bereinigte EBITDA des Bereichs und drehte erstmalig mit 12,1 Mio. € ins Positive (2020: minus 4,7 Mio. €).
Lediglich der Geschäftsbereich Process Technology konnte mit einem leichten Umsatzrückgang von 1,1 % auf 87,2 Mio. € (2020: 88,2 Mio. €) noch nicht am generellen wirtschaftlichen Aufwärtstrend partizipieren. Die Auftragseingänge im 4. Quartal 2021 zeigen jedoch eine Belebung der Nachfrage. Aufgrund der Erfolge der Transformationsinitiativen konnte der Bereich Process Technology trotz leicht rückläufiger Umsätze das bereinigte EBITDA von 3,4 Mio. € auf 4,7 Mio. € in 2021 verbessern.
Erwartungsgemäß lag der Umsatz des Segments Corporate mit 16,5 Mio. € unter Vorjahresniveau (2020: 31,2 Mio. €), was unter anderem auf geringere Mieteinnahmen aufgrund des Verkaufs von nichtbetriebsnotwendigen Grundstücken zurückzuführen ist. Trotz des Umsatzrückganges um 14,7 Mio. € verminderte sich das bereinigte EBITDA des Segments lediglich um 8,8 Mio. €, was auf die Verschlankung der internen Strukturen im Rahmen der Transformation zurückzuführen ist.
Ausblick
Wir gehen davon aus, dass wir untermauert durch strukturelle Zukunftstrends wie dem Wachstum der Halbleiterindustrie sowie dem Ausbau der Elektromobilität und der erneuerbaren Energien von einer weiter steigenden Nachfrage in nahezu allen Marktsegmenten profitieren werden. Auch die Umsatz- und Ergebnisauswirkungen aus dem Auslaufen eines Liefervertrages mit einem großen Automobilkunden Mitte 2022 haben wir in die Prognose 2022 einbezogen. Hier haben wir bereits mit der Akquise von automobilen Neukunden und der Bedienung von anderen Wachstumsmärkten wie der Windenergie gegengesteuert.
Im Gegenzug können uns die durch den Krieg in der Ukraine getriebenen Preissteigerungen auf den Energie- und Rohstoffmärkten sowie Unterbrechungen der Lieferketten, verbunden mit Produktionsstillständen bei unseren Kunden, im Geschäftsjahr 2022 belasten. Um die Risiken aus weiter steigenden Energiepreisen zu minimieren, haben wir kurzfristig einen Großteil unseres Energiebedarfs für 2022 durch Sicherungsgeschäfte abgedeckt und unsere Risiko- und Prognoseeinschätzung entsprechend angepaßt. Unsere Prognose 2022 impliziert, dass wir die Faktorkostensteigerungen zumindest teilweise an die Kunden weitergeben können. Nicht in unsere Prognose 2022 eingeflossen sind noch nicht absehbare Liefer- und Produktionsunterbrechungen bei unseren Kunden sowie eine mögliche Eintrübung der Weltwirtschaft.
Basierend auf den dargelegten Annahmen und unter Einbeziehung der Kosten für die Energie-Sicherungsgeschäfte erwarten wir für das Geschäftsjahr 2022 einen Konzernumsatz auf Vorjahresniveau und ein bereinigtes EBITDA zwischen 110 bis 130 Mio. €.
Weitere Details zur Geschäftsentwicklung 2021 sowie zur Prognose 2022 können dem Geschäftsbericht der SGL Carbon entnommen werden.